Ein dunkler, verzerrter Spiegel Vorgeschichte




Was zuvor geschah


IM Universum existieren Wesen, die Milliarden Jahre älter sind als alle uns bekannten Völker.  Vor unvorstellbar langer Zeit wandelten sie zwischen den Sternen wie Giganten, zahlreich und zeitlos.  Sie unterrichteten Völker neu entstandener Welten, erforschten die Randzonen, errichteten Imperien.  Aber alles im All hat ein Ende.  Langsam, im Laufe von Jahrmillionen, gingen diese Allerersten fort.  Einige verließen das All, um nie zurückzukehren.  Andere verschwanden ganz einfach....

Einige der Allerersten haben uns nicht verlassen.  Sie blieben zurück in unserer Galaxis, sie versteckten sich und schliefen, um aufzuwachen, wenn sie gebraucht werden - wenn die Schatten wieder zurückkehren....

So lauteten die Legenden, Geschichten und Prophezeiungen der Minbari.  Vor einem Jahrtausend versuchten die Schatten, wieder an die Macht zu gelangen, aber sie handelten zu schnell.  Eine Allianz aus Vorlonen, ein paar der übriggebliebenen Allerersten, den Minbari und anderen entstand gegen sie....  Doch irgendwann schien selbst für diese Allianz eine Niederlage unausweichlich zu sein - da wurden die Minbari durch Valen und die große Kampfstation, die er für ihre Zwecke mitgebracht hatte, gerettet.  Valen brachte den Minbari und ihren Verbündeten nicht nur den Sieg, sondern er brachte ihnen auch den Frieden.  Er stellte die drei Kasten gleich, formte den Grauen Rat und beendete die Jahrhunderte des Nahkampfes.  Bevor er fortging, um ins Jenseits und in die Legenden einzugehen, hinterließ er seine Prophezeiungen, die von einer Zeit sprachen, in der die Schatten wiederkämen, und davon, daß sich die Minbari mit der anderen Hälfte ihrer Seelen vereinigen müßten, um diesen uralten Feind zu bekämpfen.

In den nachfolgenden Jahren verinnerlichten die Minbari Valens Prophezeiungen und bereiteten sich auf den Tag vor, an dem sich diese erfüllen würden.  Dieser Tag ist nun, im Erdenjahr 2258, gekommen, aber die Minbari sind nicht bereit.  Sie wurden selbst von der Dunkelheit, die sie zu bekämpfen suchten, berührt, und ihre eigenen Taten könnten nun für den Sieg eben dieser Dunkelheit verantwortlich sein.

 

Der Erd / Minbari-Krieg

Es begann vor über zehn Jahren, als die Minbari zum ersten Mal Kontakt mit einer Rasse namens Menschen aufnahmen.  Diese Menschen waren jung, ambitioniert und mächtig - und machten sich bereits Freunde bei den Centauri und der Liga der Blockfreien Welten.  Der Minbari-Führer Dukhat hatte diese Menschen einige Zeit lang beobachtet und seine Neugier an seine Assistentin Delenn, ein späteres Mitglied des Grauen Rates, weitergegeben.

Beim Erstkontakt kam es jedoch zu einem Mißverständnis, und eine furchtbare Tragödie nahm ihren Lauf.  Weil sie die Minbari-Geste des Willkommens fälschlicherweise für eine Drohung hielten, eröffneten die Menschen das Feuer auf den Grauen Rat.  Dukhat und andere wurden getötet, und die übrigen Mitglieder des Rates, uneins über die zukünftigen Handlungen, wandten sich für die entscheidende Stimme an Delenn.  In einem Augenblick des Zorns und der Trauer begann sie einen furchtbaren Krieg.

Die Menschen waren von Anfang an in einer weit schlechteren Lage.  Keiner ihrer Verbündeten war bereit, irgendeine militärische Hilfe zu leisten, und die Minbari, erfüllt von Kummer und Wut, waren ihnen technologisch mehr als tausend Jahre voraus.  Neue Hoffnung keimte auf, als es Captain John Sheridan von der EAS Babylon gelang, das Minbari-Flaggschiff durch einen Trick zu zerstören.  Die Minbari waren über diesen „unehrenhaften” Sieg sehr aufgebracht, und begannen ihn von nun an „Sternenkiller” zu nennen.

Nicht, daß es irgendeine Rolle spielte....

Die Minbari drangen in das Sonnensystem der Erde ein und stürmten geradewegs auf die Erde selbst zu, ohne die die menschlichen Kolonien auf Io und Mars zu beachten.  Viele Schiffe der Menschen waren von diesem plötzlichen Sturm auf die Heimatwelt überrascht und schafften es nicht, rechtzeitig zurückzukommen. Zu diesen gehörte auch Sheridans Babylon.  Voller Verzweiflung schickte die Erdregierung an möglichst viele der um die Erde verstreuten Schiffe die vergebliche Bitte, den Minbarivormarsch aufzuhalten.  Das war die Frontlinie - und sie scheiterte.  Die Minbariflotte, angeführt durch Shai Alyt Branmer und seine Lieutenants Neroon und Sinoval, brach durch diese Frontlinie, als ob sie aus Papier gemacht wäre.

Irgendwo lief etwas falsch.  Die Geschichte schrieb sich selbst um, Gott änderte seine Meinung.... der Grund spielt keine Rolle.  Ein Mann namens Jeffrey Sinclair, der unwissend die Information besaß, die diesen Krieg beenden konnte, versuchte nach der Auslöschung seines Geschwaders ein Minbarischiff zu rammen.  Er verlor das Bewußtsein - und verschwand aus der Geschichte.  Die Minbari brachen durch die Frontlinie und begannen die Erde in Schutt und Asche zu verwandeln, und somit das gesamte Zentrum der Hoffnungen und Träume der menschlichen Rasse auszulöschen.  Einige wenige Leute versuchten, in diesen letzten, verzweifelten Stunden zu fliehen, aber es wurden keine Überlebenden verzeichnet.

Die Blutgier der Minbari endete jedoch nicht mit der Erde. Kurz danach wandten sie sich dem Mars zu, wohin viele Mitglieder der Erdregierung geflohen waren, um sich zu verstecken.  Aber als die den Mars erreichten, taten das auch andere Schiffe - all jene Schiffe, die zu spät gewesen waren, um sich der Frontlinie anzuschließen, die aber wußten, was mit ihrer Heimatwelt geschehen war.  Der Anführer dieser Schiffe war Captain Sheridan und seine Babylon.

Viele Experten versuchten die Gründe für Sheridans Erfolg in der Schlacht um den Mars zu analysieren, in der Hoffnung, daß es eine Schwachstelle der Minbari enthüllen könnte.  Da gab es jedoch kein großes Geheimnis. Sheridan und die Babylon wurden während dieser Schlacht einfach zu einer Naturgewalt, trieben die Minbari zurück und wagten es sogar, den Grauen Rat selbst anzugreifen. Sheridans Attacke ließ zwei seiner Mitglieder tot und weitere drei verkrüppelt zurück.

Aber letztendlich wußte auch er, daß er nicht gewinnen konnte.  Dennoch hatte Sheridans Angriff den Flüchtlingen genug Zeit verschafft, um den roten Planeten zu verlassen.  Einer dieser Flüchtlinge war ein junger Mann namens David Corwin.  Er wurde während der Schlacht an Bord der Babylon gebracht, fand einen Weg zur Brücke und nahm sogar an einem Teil der Schlacht teil.

Den bemitleidenswerten Übrigbleibseln der Erdallianzflotte gelang die Flucht vom Mars, aber die Minbari waren über ihre erneuten Verluste so aufgebracht, daß sie in einer Zurschaustellung kindlichen Trotzes begannen, mit dem Mars das zu tun, was sie mit der Erde getan hatten.  Und dabei entdeckten sie etwas Schockierendes.

Sie fanden ein Schiff, das dem uralten Feind gehörte, tief im Marsboden begraben.  Als es der Oberfläche ausgesetzt wurde, sandte es ein Signal hinaus.  In einem Akt der Panik und des Wahnsinns zerstörten die Minbari das Schiff, aber sie blieben zurück mit einer Frage:  Gab es jemanden, der das Signal gehört hatte?

Und so begannen sie ihre Vorbereitungen für den kommenden großen Krieg.

 

Die Bildung der Ranger

Zuerst mußten die Minbari die getöteten Mitglieder ihres Grauen Rates ersetzen.  Für die religiöse Kaste kam Lennann, gewählt auf Geheiß von Delenn.  Für die Kriegerkaste kam Sinoval.  Er war ein junger Mann; mächtig, geschickt und ambitioniert.  Beide, Branmer und Neroon, erkannten den Funken von Größe in ihm, aber diese Größe war getrübt durch verhängnisvollen Stolz und Zuversicht.  In seiner Jugend hatte Sinoval im Traumorakel eine Vision von Valen gesehen, eine Vision, die ihm prophezeite, daß er ein großes Schicksal erfüllen würde - ein Schicksal, welches er zu erreichen beabsichtigte.

Nach der Schlacht über dem Mars waren die Minbari geneigt zu glauben, daß der Feind im Grunde genommen gar keine so große Bedrohung war.  Vielleicht war niemand in der Lage gewesen, das Signal zu hören.  Vielleicht wäre die Neubildung der Ranger voreilig.  Vielleicht würden sich Valens Prophezeiungen noch nicht erfüllen.  Die Menschheit war zerschmettert und Dukhat gerächt worden.  Es gab keinen Grund zur Sorge.

Wenige Monate später wurde ihre Selbstzufriedenheit beendet.  Ein zweites Schattenschiff wurde entdeckt, auf dem Mond Ganymed.  Diesmal beschloß der Graue Rat abzuwarten und zu sehen, ob irgend etwas käme, um dem Schiff zu antworten.  Ein Schiff erschien - ein Schiff des uralten Feindes.  Die Minbari versuchten, sich ihm entgegenzustellen, aber sie waren wie die Menschen zuvor in der schlechteren Position.  Vier Minbarikreuzer wurden zerstört, und beide Schattenschiffe entkamen.  Das war natürlich ein Verlust, aber nun wußten die Minbari mit Sicherheit, daß der Feind aufgewacht war.

Immer noch vom Wahnsinn des Krieges erfüllt, formte der Graue Rat die Ranger. Diese gehörten fast ausschließlich der Kriegerkaste an und wurden von Branmer, dem größten der Minbarigeneräle, angeführt - einem Mann mit jeweils einem Fuß in der Krieger- und der Religiösen Kaste.  Sinoval selbst trat nicht den Rangern bei, sondern begnügte sich mit Zuschauen.  Er hatte größere Sorgen, und größere Geheimnisse.  Sein Clan - die Windschwerter - hatte der Dilgar-Kriegsherrin und Wissenschaftlerin Jha'dur, auch Todesbringerin genannt, nach der Niederlage der Dilgar gegen die Menschen Asyl gewährt.  Mit der Zeit starben alle, die davon wußten, und Sinoval wurde der einzige Hüter dieses schrecklichen Geheimnisses. Seine Arroganz veranlaßte ihn jedoch, Jha'durs Wissen für seine eigenen Zwecke zu benutzen, während sie natürlich umgekehrt genau das gleiche tat.

Branmer verrichtete seine Aufgabe gut, und es schien sicher, daß sein Assistent Neroon sein Nachfolger sein würde.  Für eine Weile wurden die Menschen vergessen, aber diese vergaßen die Minbari keineswegs.

 

Die menschliche Umsiedlung

Während der Nachwirkungen des Krieges versuchte die Menschheit, ihre Verteidigung wieder aufzubauen und zu festigen.  Ein paar Kolonien hatten überlebten, dennoch wußten die Menschen, daß sie Verbündete brauchten.  Die Centauri waren schwach und feige, und hatten nicht den Wunsch, sich die Minbari zum Feind zu machen.  Die nichtalliierten Welten waren bitter entzweit und zu schwach.  Die Narn jedoch waren stark.

In schnellen Zügen begannen die Narn, die verbliebenen menschlichen Kolonien zu übernehmen.  Die meisten waren Bergbaukolonien oder wissenschaftliche Außenposten, aber die expandierende Narnmaschinerie verschlang sie gierig.  Die Menschheit mochte die Situation nicht, aber sie hatte die Wahl zwischen den Narn und den Minbari, was eigentlich überhaupt keine Wahl war.  Die Narnregierung - der Kha'Ri - stimmte schließlich zu, die Überlebenden der Menschheit zu beschützen, aber, so wie die Dinge lagen, für einen ziemlich hohen Preis - für einen erpresserischen Anteil an allen Einkommen, Steuern und für die unbegrenzte Unterstützung der menschlichen Flotte.  Da sie keine Wahl hatten, stimmten die Menschen zu, und richteten eine Widerstandsregierung auf Orion 7 ein.

Dennoch waren die wenigen Jahre unmittelbar nach der Frontlinie größtenteils durch Erleichterung gezeichnet.  Die Menschheit war immer noch am Leben, sie hatte mächtige Beschützer, und die Minbari schienen ihren Angriff beendet zu haben.  Vielleicht war das der erhoffte Aufschub.  Während dieser Zeit heiratete Captain John Sheridan seine Freundin Anna, und innerhalb einiger Jahre hatten sie eine Tochter, Elizabeth.  Ebenfalls in dieser Zeit traf Corwin, der schnell in Sheridans Kielwasser aufstieg, einen ambitionierten und geplagten Lieutenant namens Susan Ivanova, und beide verliebten sich ineinander.

Das sollte jedoch nicht von Dauer sein.

 

Der Narn / Centauri-Krieg

Der Konflikt zwischen den Narn und den Centauri war immer mehr eine Frage des Wann als des Ob gewesen. Die Narn besaßen eine lange Erinnerung, und viele von ihnen hatten die brutale Besetzung ihrer Heimatwelt miterlebt.  Nach der Vertreibung der Centauri und dem Aufstieg zu den Sternen dürsteten die Narn nach Rache. Gestützt durch ihre neuen, von den Menschen stammenden Errungenschaften und in dem Wissen, daß die Centauri-Republik langsam in Dekadenz, politische Spielchen und Apathie abglitt, starteten die Narn ihren Gegenangriff. Und sie verlangten Hilfe von ihren neuen Verbündeten - den Menschen.

Zuerst wurden die Centauri, den Narn an Zahl und Stärke weit unterlegen, zurückgetrieben.  Einige glückliche Erfolge zeigten ihnen jedoch, daß ein Sieg durchaus möglich war.  Imperator Turhan starb während des zweiten Kriegsjahres, und mit seinem Tod kam eine neue Splitterpartei in der Machtpolitik der Centauri zum Vorschein, die aus einem ambitionierten Trio von Edelleuten bestand - Londo Mollari, Forwerd Refa und Urza Jaddo.  Diese schworen dem neuen Imperator - Turhans Sohn Marrit - die Treue und begannen, die Geschicke der Centauri zu wenden.

Der mächtigen Narn-Kriegsmaschinerie wurde gezeigt, daß sie im Grunde gar nicht so mächtig war wie gedacht;  und wenn nicht Captain Sheridans - etwas erzwungenes - Eingreifen gewesen wäre, hätten sich die Narn sehr leicht besiegt und wieder besetzt wiederfinden können.  Aber so, wie die Dinge lagen, endete der Krieg einfach.  Es gab keinen Friedensvertrag, keinen Waffenstillstand, nur einen beidseitigen Rückzug und eine Pause, bereit für den nächsten Versuch.

Dennoch gab es während der sterbenden Tage des Krieges ein sehr signifikantes Ereignis, welches die Geschichte beider Völker verändern sollte.  Bei einer verzweifelten Attacke griff eine Narntruppe - angeführt von dem großen Führer G'Kar - das Centauri-Versorgungszentrum auf Gorash 7 an, wo Londo Mollari auf einer diplomatischen Mission zu Besuch war.  Der Angriff war ein Fehlschlag, aber die Narn erzielten trotzdem einigen Schaden.  Es sickerte durch, daß Londo und G'Kar zusammen in einer verlassenen Bergkette des Planeten in die Falle gelockt wurden.  Londo erkannte G'Kar aus einer Vision seines eigenen Todes - erwürgt von dem Narn auf den Stufen des imperialen Throns.  Die Vision schien zwanzig Jahre früher wahr zu werden, als ein großes, schwarzes Schiff über ihnen hinweg flog.  Londo hatte ebenfalls davon geträumt, und war überrascht, als G'Kar ihm enthüllte, daß er wußte, um was für ein Schiff es sich handelte.

Der uralte Feind, von dem der Prophet G'Quan gesprochen hatte, war zurückgekehrt.  Während sie allein in der Falle saßen, erzählte G'Kar Londo alles, was er über den Feind wußte - die kurze Besetzung der Narn-Heimatwelt vor einem Jahrtausend, die Auslöschung aller Narntelepathen und G'Quans Schriften diesbezüglich.  Als beide endlich gerettet wurden, hatten sie bereits in einem unausgesprochenen Pakt geschworen, sich auf das Kommen dieses Feindes vorzubereiten - und ihn zu bekämpfen.

 

Delenn, Sinoval und Neroon

Mit der Zeit begann sich der Graue Rat zu verändern.  Über die Hälfte seiner Mitglieder war seit dem Beginn des Krieges neu in den Rat eingeführt worden, und nun kam eine neuere, frischere Glaubensrichtung zum Vorschein.  Einige der älteren Mitglieder, besonders Hedroon aus der Arbeiterkaste, versuchten zwar, den Pfad von Dukhats Tagen beizubehalten, aber sie waren in der Minderheit, als andere aus Dukhats Zeit entweder in den Ruhestand traten, wie Jenimer, oder in die Unbekanntheit sanken, wie Matokh.

Es wurde bald ersichtlich, daß sich der Rat immer mehr um Sinoval und Delenn polarisierte.  Viele erinnerten sich, daß Delenn Dukhats Assistentin und seine gewählte Nachfolgerin gewesen war, aber dennoch gab es einige, die glaubten, daß Dukhats Weg falsch gewesen war - daß nun, wo der Feind zurückkehrte, die Minbari ihr Anrecht auf Führung der jüngeren Rassen gewaltsam durchsetzen sollten - und sie unterstützten Sinoval.  Zwar blieb bis zum Ablauf der Trauerperiode um Dukhat immer noch genug Zeit, aber es war eine Situation, die sich mit der Zeit nur verschlimmern würde.

Delenns Weg wurde schon bald mit dem eines anderen verflochten - mit dem von Alyt Neroon, Branmers Assistenten und einem der prominentesten Ranger.  Während der frühen Tage des Narn / Centauri-Krieges gab es nämlich eine kleine Handvoll von Centaurifanatikern, die eine Allianz mit den Minbari zu arrangieren hofften, indem sie den jetzt schon berühmten Minbari-Zorn gegen die Narn wandten.  Delenn sollte entführt und getötet, und dieses dann den Narn angelastet werden.  Die Ranger erfuhren jedoch von diesem Plan, und Neroon war verantwortlich für dessen Vereitlung.  Als er mit Delenn daran arbeitete, entdeckten beide eine tiefe Zuneigung füreinander, aus der schließlich Liebe wurde.

Delenn wurde in zunehmendem Maße in mehrere Richtungen gedrängt - zu ihrer Pflicht gegenüber dem Rat, ihrer Liebe für Neroon, ihrer Pflicht gegenüber ihrem Clan und ihrer Suche in Valens Prophezeiungen.  Seit dem Angriff auf die Erde hatte sie nämlich das quälende Gefühl, daß irgendwo etwas falsch gelaufen war, und daß sie herausfinden mußte, was.  Angetrieben von den seltsamen und unsinnigen Bemerkungen des Vorlonenbotschafters auf Minbar, setzte sie ihre Suche fort, und verzichtete damit langsam und unfreiwillig zugunsten von Sinoval auf die Macht im Rat.

 

Das Babylon-Projekt

Die Menschen standen während des Ganzen nicht still.  Sie brauchten zwar einige Zeit, um sich anzusiedeln und wieder aufzubauen, aber mit Hilfe der Narn gelang ihnen die teilweise Wiedererrichtung ihres früheren Status.  Sheridans Handlungen während des Narn / Centauri-Krieges hatten ein neues Bewußtsein für die Position der Menschen geschaffen, und die Widerstandsregierung begann, den Weg für einen möglichen Gegenschlag gegen die Minbari zu ebnen.  Den Anfang bildete die Einweihung des Babylon-Projektes - einer Serie von hochgeheimen, vertraulichen Missionen, die dazu bestimmt waren, die menschliche Größe wiederherzustellen.

Die zweite dieser Missionen beinhaltete eine Anzahl von bemannten Expeditionen zu verlassenen Planeten in der Randzone, in der Hoffnung, dort Einzelposten von außerirdischer Technologie - oder noch besser, Verbündete - zu finden.  Pläne wurden geschmiedet, und Unterstützung kam von dem mysteriösen Psi-Polizisten Alfred Bester, der eine verborgene Psi-Corps-Kolonie leitete, die irgendwie der Aufmerksamkeit der Minbari und auch der Narn entgangen war - oder wenigstens dachte das jeder.

Eine der Freiwilligen für diese Mission war Lieutenant Susan Ivanova.  Sie nahm an der Babylon 2-Mission teil und kehrte nicht zurück.  Die exakten Einzelheiten über das, was ihr zugestoßen war, wurden zwar erst ein paar Jahre später enthüllt, aber es wurde bekannt, daß sie einen Planeten namens Z'ha'dum gefunden hatte - und Wesen, die ihn bewohnten.

Trotz allem war die Babylon 2-Mission ein Teilerfolg, genau wie die Babylon 3-Mission.  Die Widerstandsregierung startete daraufhin die erste Stufe der Babylon 4-Mission - den Bau einer schwerbewaffneten, geheimen und mächtigen Weltraumstation, tief in verborgenem Raum gelegen - einer Operationsbasis für einen Gegenangriff gegen die Minbari.  Sheridan und die Babylon kundschafteten mögliche Orte aus, und der wahrscheinlichste Standort war ein vor langer Zeit verlassener Planet im Epsilon Eridani-System - ein Planet namens Euphrat.  Pläne wurden geschmiedet, Mittel gekauft und Vorkehrungen getroffen, und der Baubeginn war bereits angesetzt, als die Schicksale der Minbari und der Menschen wieder einmal miteinander verflochten wurden.

 

Der Fall von Orion

Die Minbari hatten zeitweilig die Menschheit vergessen - wenigstens die meisten von ihnen hatten es.  Sinoval hatte niemals Sheridans Angriff über dem Mars vergessen, und sein Assistent Kalain erinnerte sich noch immer an seine Schande, als er sich erschreckt zurückhielt, während Sheridan diesen Angriff geführt hatte.  Hauptsächlich aber war der Graue Rat über die Bedrohung durch die Schatten besorgt, und ließ die Menschheit zufrieden.  Das endete jedoch abrupt.

Eine Anzahl von Rangers gingen Hinweisen auf Schattenaktivität nach, als sie in das von Menschen kontrollierte Gebiet stolperten.  Erschreckt über einen weiteren Angriffs, eröffneten die Schiffe der Menschen erneut das Feuer.  Die verstümmelten Berichte der Rangers alarmierten Branmer und den Grauen Rat über das, was geschah, und Kalain, der nächste Minbari-Captain in diesem Gebiet, ergriff die Initiative und brachte seine Flotte in das Orion-System.

Die Schlacht war genauso kurz und schnell entschieden, wie es die Schlacht an der Frontlinie gewesen war.  Wenn die Babylon nicht vom Arrangieren der Babylon 4-Mission zurückgekehrt wäre, hätte Orion 7 leicht so geendet haben können wie die Erde.  Als sich Kalain schließlich auf Anordnung des Grauen Rates, der sich um größere Dinge Sorgen machen mußte, zurückzog, hatte er bereits genug Schaden angerichtet.  Orion lag in Schutt und Asche, und die Menschheit mußte sich in ihre letzte verbliebene, unabhängigen Kolonie - Proxima 3 - zurückziehen.  Die Weltraumflotte der Menschen war dezimiert und unzählige Tausende getötet worden - einschließlich Captain Sheridans Tochter Elizabeth.  Sheridan reagierte darauf mit einer kalten Wut und vergrub sich in seiner Arbeit, indem er Kräfte für die Sicherung der zurückgezogenen Verteidigungslinien sammelte und die Flüchtlingstransporte nach Proxima überwachte.  Seine Frau Anna, alleingelassen, verkroch sich in eine Flasche und blieb dort.

Die Babylon 4-Mission und jegliche Hoffnung, gegen die Minbari zurückzuschlagen, war zerstört worden, und die Menschheit mußte sich wieder einmal auf den Wiederaufbau konzentrieren.  Die neue, auf Proxima geformte Widerstandsregierung - bestehend aus Präsidentin Marie Crane, Vizepräsident Morgan Clark, General William Hague, General Laurel Takashima und Mr. Welles, dem Leiter der Sicherheit und Information - erklärte, daß die Ernährung und Versorgung der Menschheit einfach ihre wichtigste Sorge sein würde.  Der Mut hatte die Menschheit mit dem Fall von Orion und dem Tod einiger ihrer Anführer - der Generäle Franklin und Netter sowie der Captains Maynard und Hiroshi - verlassen.

 

Der Aufstieg der neuen Rangers und der Fall der alten

G'Kar war seit dem Ende des Narn / Centauri-Krieges ebenfalls nicht untätig gewesen.  Er war zu der Heimatwelt der Narn zurückgekehrt, hatte sein Amt im Kha'Ri niedergelegt und sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.  Mit seinem Assistenten Ta'Lon an seiner Seite errichtete er in den abgelegenen G'Khorazhar-Bergen einen Schrein für G'Quan, und begann von dort aus, seine eigenen Ranger zu formieren.  Er nahm Kontakt mit einer Anzahl von Leuten auf, die ihn entweder respektierten und bewunderten, oder die ihm einen Gefallen schuldeten - inklusive der Ratsfrau Na'Toth, des Ministers Londo Mollari sowie anderer, und einschließlich eines Vorlonen, der eines Tages auf mysteriöse Weise beim Schrein aufgetaucht war.  Niemand wußte, was er und G'Kar miteinander beredeten, aber von da an war der Vorlone selten weit entfernt.

Das Schicksal der wahren Rangers war hingegen nicht so vielversprechend.  Branmer war ein alter Mann, und lag im Sterben.  Sein Assistent Neroon hatte insgeheim Zweifel an seiner Fähigkeit, die Rangers zu führen, und fühlte, daß er nicht der richtige war.  Neroons Glaubenskrise erreichte ihren Höhepunkt, als er auf eine Mission in die Randzone geschickt wurde - eine Mission zur Beschaffung gewisser Artefakte, die von den Schatten benutzt wurden.  Ta'Lon war auf die gleiche Mission geschickt worden, und die Wege der beiden kreuzten sich, als Neroon von einem Schattenkrieger - einem Diener des Feindes - angegriffen wurde.  Er wäre gestorben, hätte Ta'Lon nicht den Krieger getötet und geholfen, Neroon zu heilen.

Anschließend unterhielten sich beide, und Neroon begriff, daß sein Platz an G'Kars Seite war, aber er war noch immer durch andere Pflichten gebunden.  Er kehrte nach Minbar zurück, um sich mit Branmer zu treffen und ihm von seinen Gefühle und dem, was er erfahren hatte, zu erzählen.  Branmer drängte Neroon, seinem Herzen zu folgen, und war froh, daß es noch andere gab, die für die gleiche Sache kämpften wie er.  Anschließend begab sich Neroon zu Delenn und erzählte ihr, was passiert war.  Obwohl sie ihn liebte, erkannte sie, daß ihre Schicksale in verschiedenen Richtungen lagen, und beide trennten sich traurig.

Einige Monate später verstarb Branmer, ohne einen klaren Nachfolger zu hinterlassen.  Neroon war fort und keiner der anderen Rangers war kompetent, willens oder fähig zu führen.  Die Minbari-Ranger verfielen, während G'Kars wuchsen.

 

Das Chaos auf Centauri Prime

Die Centauri waren durch ihr Überleben und ihren Erfolg während ihres Krieges mit den Narn neu belebt worden, aber die Folgen des Krieges enthüllten die gleichen Sprünge, die vor dem Krieg fast ihre Gesellschaft auseinandergerissen hätten.  Der neue Imperator, Marrit, war ein junger Mann und kompetent genug, aber ihm fehlte die Würde und Autorität seiner Vorgänger.  Zudem begann zur gleichen Zeit die Allianz der drei, die diesen neuen Zustand geschmiedet hatten, auseinanderzufallen.

Londo Mollari wurde immer mehr durch seine Interessen in seiner Allianz mit G'Kar in Anspruch genommen - so sehr, daß er vieles von dem, was vor seiner Haustür geschah, nicht bemerkte.  Urza Jaddo, ein Kriegsheld und respektierter Diplomat, wurde zum Ersten Minister erhoben, und Forwerd Refa nahm daran Anstoß.  Er begann, vermutlich durch die Ambitionen seiner Frau, der Lady Elrisia, angespornt, eine neue Machtbasis aufzubauen - eine, die weder dem Imperator noch dem Centaurum etwas schuldete.  Schließlich, und gerade noch rechtzeitig, fand Urza die Sache heraus und lenkte Londos Aufmerksamkeit zurück auf seine Heimat.  Beide konfrontierten Refa und zerbrachen viel von seiner Machtbasis.

Sie blieben jedoch in einer verzwickten Lage.  Refa war zu mächtig, um angeklagt und exekutiert zu werden, und er hatte immer noch viele Verbündete auf Centauri Prime.  Deswegen „beförderten” Londo und Urza ihn in die Position des Centauribotschafters auf Minbar, in eine Position mit wenig Autorität und noch weniger Macht, denn die Minbari waren abgeneigt, in Angelegenheiten von irgendwelcher Wichtigkeit überhaupt auf die Centauri zu hören.

Londo und G'Kar hatten jedoch andere Gründe für diese Ernennung.  G'Kar brauchte Informationen über die Handlungen des Grauen Rates.  Refa wäre ideal plaziert, um solche Informationen zu beschaffen, und so brauchten sie jemanden in seiner Nähe.  Noch bevor Refa abreiste, setzte Londo einen jungen, nervösen Mann namens Vir Cotto als dessen Attaché ein.  Londo hatte Vir einige Zeit beobachtet und beschlossen, daß er geeignet war.  So wurde Vir in den Zirkel des Lichts eingeführt und ging mit Refa nach Minbar, während der letztgenannte insgeheim glaubte, daß Virs Ernennung eine grobe Beleidigung war.

So bereiteten alle Seiten ihre Streitkräfte vor und sammelten Verbündete in einem sehr kalten Krieg - einem Krieg, der im Jahr 2258 sehr viel heißer wurde, als die Schatten ihren ersten, entscheidenden Zug machten.



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